Urlaubszeit – Beziehungszeit?
Schaut man auf die bunten Titelbilder der Reiseprospekt oder die Werbe-Videos der großen Anbieter scheint eines klar zu sein: Die Reise-Zeit ist offenbar die Paar-Zeit schlechthin! Wer da nicht glückselig in azurblauen Wellen plantscht und sich verliebt anhimmelt, ist wohl selber schuld…
So stehen viele Paare unter einem beträchtlichen Druck: Wenn Beziehung im Urlaub nicht gelingt, dann könnte das ein wirklich schlechtes Zeichen sein. Wo wären die Rahmenbedingungen schon sonst so optimal? Wenigstens hier müsste es doch klappen…
Und schon haben wir das erste Problem: Erwartungsdruck – an sich selbst oder das Gegenüber – ist schon mal keine gute Voraussetzung für Entspannung und Spontaneität. Je stärker man selbst aufgeladen ist durch innere und äußere Bilder (vom restlos glücklichen Urlaubspaar), desto größere kann die empfundene Diskrepanz sein zum eigenen Erleben – in einer vermutlich gar nicht so perfekten Urlaubswelt.
Wir schlagen Ihnen zu diesem Aspekt einen kleinen Selbst-Test vor, den Sie gleich hier und jetzt durchführen können; eine Auswertung ist integriert.
Ganz allgemein stellt sich aber eine andere Frage: Sind denn tatsächlich auf einer Urlaubsreise alle Bedingungen für ein Paar-Leben automatisch so viel günstiger als im Alltag?
An dieser Stelle meinen wir jetzt nicht die bekannten Stressfaktoren, die mit den Strapazen der Anreise, dem enttäuschenden Büffet, dem grottigen Service, der unerträglichen Hitze oder den verschmutzten Ständen zusammenhängen könnten. Uns interessiert hier, was das Paar selbst in diese besondere Situation einbringt.
Schauen wir mal versuchsweise auf die 6 Faktoren unseres Modells, mit dem wir in Band II („Beziehungsglück tanken“) unserer Reihe die Quellen für unsere Beziehungszufriedenheit beschrieben haben.
Wenn der Faktor „Erotik“ eher hoch ausgeprägt ist, könnte eine Auszeit vom Alltag sehr positiv wirken: Ergeben sich doch unter „normalen“ Urlaubsbedingungen sicherlich zusätzliche Möglichkeiten, Nähe zu genießen und Sexualität zu auszuleben. Umgekehrt wäre allerdings denkbar, dass die „erzwungene“ Dauer und Dichte der Zweisamkeit eher als belastend erlebt wird, weil möglicherweise gerade dadurch das Fehlen erotischer Bedürfnisse oder Erlebnisse bewusst wird.
Ähnliche Zusammenhänge könnte man für den Faktor „Emotionalität“ erwarten: Auch hier kann Intensität lockend oder bedrohlich sein.
Im Bereich Rahmenbedingungen und der Unterstützung geht es darum, in wieweit die Alltagsstrukturen und die Arbeitsteilung für die Beziehung eine wichtige Rolle spielt: Wenn z.B. Alltagsroutinen für eine Paarbeziehung ein wichtige Ebene darstellen, könnte gerade ein Leben ohne Zeitplan und Verpflichtungen eine Herausforderung darstellen – wird das Paar dann doch stark auf sich selbst zurückgeworfen. Auch hier kann man sich die umgekehrte Dynamik vorstellen.
Am spannendsten für die typische Urlaubssituation ist wohl der Faktor Interaktion: Wenn eine Beziehung sowieso in den Feldern Gesprächskultur und gemeinsame Interessen punkten kann, wird sie in der Urlaubssituation sicher davon profitieren.
Auch wenn die Entwicklung der Individualität bei einem Paar-Urlaub sicher nicht im Zentrum steht, bietet sich auch dort die Chance für die gegenseitige Bestätigung und für authentische Begegnungen.
Schaut man auf die Kompetenzen, die man als Partner/in in eine Beziehung einbringt bzw. bringen könnte (von uns als „Beziehungs-ICH“ zusammengefasst), springen einem jede Menge urlaubstypische Beispiele und Anlässe für deren Anwendung ins Auge. Egal ob es um Genussfähigkeit, Regulation oder Kommunikation geht – fast alle Stärken ließen sich in einem Paar-Urlaub geradezu perfekt umsetzen; allerdings fallen auch Schwächen ziemlich deutlich auf.
Nicht umsonst raten gelegentlich erfahrene Beziehungsmenschen einem frischverliebten Paar:
„Fahrt ihr erstmal gemeinsam in Urlaub – dann wird sich manches klären…!“
… („Beziehungsglück tanken“) schauen wir uns die Zufriedenheit mit unserer Beziehung sogar auf 18 Dimensionen an.
Die Voraussetzungen, die wir als Person mit in die Beziehung bringen, bilden die 12 Dimensionen unseres Beziehungs-ICHs.
Wir schlagen außerdem insgesamt 37 Strategien vor, die dazu beitragen könnten, dass unser „Beziehungstank“ immer gut gefüllt ist.
Und die meisten dieser Strategien könnten auch einen Beitrag zu einem harmonischen und erfüllten Urlaub leisten…
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Sind die Urlaube Ihre Beziehungs-Höhepunkte? Oder erleben Sie gerade in dieser Zeit heftige Enttäuschungen oder Konflikte?
Schreiben Sie Ihre Meinung in unser Forum (zu Band II)!