Kann man Authentizität einschränken, ohne sie aufzugeben?

Wer würde sich das nicht wünschen – eine Beziehung mit einer restlos offenen und authentischen Kommunikation? Wer wollte nicht zumindest einen Platz in seinem Leben haben, an dem er sich unverstellt und ohne Maske zeigen könnte? Eine Partnerschaft, in der ein Umgang ohne Versteckspiel und Trickserei möglich wäre?

Die meisten Menschen mit Beziehungserfahrung werden sich wohl schnell darüber einig werden, dass dieses edle Ziel im Alltag nicht immer kompromisslos durchgehalten werden kann. Es gibt einfach Situationen, in denen der Wunsch nach Authentizität mit anderen (guten) Gründen und Motiven in Konflikt geraten kann: Weil man den Partner/die Parterin schützen oder schonen will, weil man die Beziehung in einer kritischen Phase nicht belasten will oder man vielleicht in Konflikt mit anderen Verpflichtungen oder Loyalitäten steckt. Manchmal gibt es vielleicht auch nicht die Zeit oder den passenden Rahmen für eine offene Diskussion.

Viele von uns greifen in solchen Situationen zu Ablenkungsmanövern oder zu den beliebten „Notlügen“; wir sprechen in unseren Bücher – etwas vornehmer und moderner – von „Authentizitäts-Management“.
Oft hinterlassen solche Manöver aber ein ungutes Gefühl – weil man eben doch ein Stück Beziehungs-Qualität geopfert hat.

Wenn wir ein wenig genauer an entsprechende Moment denken, wird uns vermutlich auffallen, dass es bestimmte wiederkehrende Themen oder Bereich sind, in denen die Erfüllung des Anspruchs auf totale Offenheit besonders schwierig erscheint. Das könnte die Beziehung zu anderen Menschen betreffen, vielleicht aber auch den Umgang mit bestimmten Genussmitteln oder persönliche finanzielle Entscheidungen.

Wir schlagen in solchen Fällen eine „Authentizität 2. Ordnung“ vor (man könnte auch sagen „Meta-Authentizität“): Statt Ihrem Partner/Ihrer Partnerin immer wieder Teilwahrheiten aufzutischen oder die Themen mehr oder weniger geschickt zu umschiffen, könnten sie offenlegen, dass dieser Bereich „ganz offiziell“ von der Authentizitäts-Regel ausgenommen wird. Sie sind also authentisch in der Information über einen Bereich mit eingeschränkter Authentizität.

Für Ihre/n Partner/in bedeutet das zwar ebenfalls einen Verzicht auf gewisse Informationen, gleichzeitig kann er/sie sich aber respektiert und ernstgenommen fühlen, weil auf jede Trickserei verzichtet wird. Die Beziehung kann sich weiterhin in dem Qualitätsmerkmal der Authentizität sonnen.

Dass es auch in einer vertrauensvollen Liebesbeziehung Bereiche von Privatheit geben darf, dürfte für Menschen, die sich auch in einer Partnerschaft als autonome Wesen verstehen, kein grundsätzliches Problem darstellen.

Natürlich ist das Prinzip der „Authentizität 2. Ordnung“ keine Garantie für Konfliktfreiheit; möglicherweise gibt es unterschiedliche Vorstellungen über die konkrete Ausgestaltung bzw. um die Grenzen dieses „Ausnahme-Bereiches“.

Aber diese Auseinandersetzung kann dann auf jeden Fall offen und direkt geführt werden; ohne die schrittweise Aushöhlung eines authentischen Umgangs insgesamt.

Das Thema „Authentizität“ ,,,

… spielt in allen drei Bänden unserer „BeziehungsReich“-Reihe ein Rolle.

Im ersten Band betrachten wir Art und Ausmaß, mit dem wir uns mit unseren Identitäts-Anteilen in unsere Beziehung einbringen.

 

In Band II gehört die Authentizität zu den 18 Beziehungsqualitäten, aus denen sich der Beziehungstank speist; darüber hinaus spielt sie auch in die Fähigkeit zur Kommunikation hinein. 

Bei den in Band III diskutierten Fragen von Grenzöffnung zu anderen bedeutsamen Menschen hat das Authentizitäts-Management eine zentrale Bedeutung.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Versuch gemacht, Ihre Authentizität an die Erfordernisse eines bestimmten Themas oder einer Situation anzupassen?
Was hatte das für Folgen für Ihre Beziehung?

Schreiben Sie uns dazu etwas in unser Forum (egal zu welchem Buch)

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