Advent  Tag 10

Strategie Nr. 12: "Eigene Anteile erkennen" (Wir sehen uns selbst als Mitspieler")

In unserem Buch „Beziehungsglück tanken“ schlagen wir insgesamt 37 Strategien vor, mit denen Sie im normalen Alltag einen positiven Impuls für Ihre Beziehung setzen können.
Hier ist eine davon:

Ja, es tut unglaublich gut, wenn die Rollen klar verteilt sind! Es gibt einen Täter und ein Opfer; der andere ist böse, ich darf schmollen und auf Wiedergutmachung pochen.

Wir sind alle gut darin, bei unserem Partner die Verantwortung für eine entstandene Problemsituationen in allen Einzelheiten zu erkennen und darzustellen. Uns entgeht keine Facette, wir durchschauen jede Heimtücke; jeder Detektiv oder Kriminalkommissar könnte davon noch lernen.

Das mag etwas überzeichnet sein, soll aber auf eine echte Dynamik hinweisen: Wir neigen dazu, unsere eigene Rolle als Mitspieler in der Paar- und Konfliktdynamik systematisch zu unterschätzen.

Schon in unserem Beziehungs-ICH-Kapitel haben wir darauf hingewiesen, welchen Vorteil es hat, auch das eigene Verwickeltsein in die partnerschaftlichen Prozesse zu erkennen und in die Klärungs- und Lösungsarbeit mit einzubringen. Doch wie lernt man sowas, wenn man vielleicht kein Naturtalent ist? Natürlich wollen wir in unserem Buch keine individuelle Persönlichkeitsentwicklung anbieten, aber wir wollen einen Blick auf die alltäglichen Möglichkeiten zur Kompetenzerweiterung werfen.

Beginnen wir ganz banal: Alle Methoden, die mir das Verstehen meines Gegenübers erleichtern, kann ich natürlich auch auf mich selbst anwenden. Es gibt dabei einen Vor- und einen Nachteil: Der Vorteil liegt darin, dass ich mich selbst ziemlich gut kenne; der Nachteil ist: Ich kenne mich selbst ziemlich gut!

Mit dieser vermeintlichen Unlogik wollen wir darauf hinweisen, dass der Blick in das eigene Innere nicht unbedingt ein sehr heller, klarer und vollständiger Blick sein muss. Eben weil ich mich kenne, habe ich eben auch gelernt, Teile von mir vor mir gut zu verstecken. Meine Selbstwahrnehmung hat blinde Flecken, die möglicherweise für mein manchmal schwieriges partnerschaftliches Verhalten eine wichtige Funktion haben könnten.

Aber es gibt ja Entwicklungsmöglichkeiten, die zunächst einmal nur Motivation und Offenheit für neue Erfahrungen voraussetzen.

Habe ich Interesse daran, die Facetten meiner Identität mal systematisch zu erkunden (z.B. mithilfe des ersten Bandes dieser Reihe)? Lasse ich mich auf einen Perspektivwechsel ein? Will ich wirklich (zu)hören und verstehen, wie der Ablauf von meinem Gegenüber erlebt wird? Lasse ich mich wirklich auf diesen Blickwinkel ein – ohne mich sofort zu rechtfertigen oder mit Vorwürfen zu reagieren? Bin ich bereit, von meinem Partner und von anderen geeigneten und vertrauten Menschen Rückmeldungen anzuhören und anzunehmen? Bin ich daran interessiert zu erfahren, dass meine – doch so offensichtlich gut gemeinten – Ratschläge oft sehr „oberlehrerhaft“ rüberkommen? Will ich hören, dass mein erhobener Zeigefinger – zusammen mit einer lauter werdenden Stimme – tatsächlich bedrohlich wirken kann?

Sie werden mit Sicherheit in Ihrer Beziehung punkten, wenn solche Erkenntnisse – zusammen mit Ihren eigenen Selbstbeobachtungen – dazu führen, dass Sie Ihre eigenen Anteile an schwierigen Situationen nicht nur verstehen, sondern sogar offen einräumen.

Bezogen auf typische Konfliktmuster lohnt es sich, die Aufeinanderfolge von bestimmten Handlungen und/oder Äußerungen mal wie ein Spiel mit bestimmten Regeln zu betrachten. Wie schön das eine zum anderen passt! Genau, weil Sie beide sich so zuverlässig an diese – leider dysfunktionalen – Spielregeln halten, herrscht am Ende eines eigentlich schönen Abends wieder dicke Luft!

Natürlich funktioniert eine solche Analyse nur unter besten Umständen: in weitem Abstand vom letzten Ernstfall und in einer wohlwollend-neugierigen Stimmung. Vielleicht kramen Sie zur Einstimmung das Tank-Modell heraus: „Da hab ich wohl selbst einiges Substrat vernichtet.“

Wenn es richtig gut klappt, könnte es Ihnen passieren, dass Sie Ihre eigene Rolle in diesem Spiel beim nächsten Konflikt schon in Echtzeit erkennen – und dann tatsächlich aussteigen können. Sie werden sehen: Sobald einer der Beteiligten nicht mehr mitspielt, funktioniert es nicht mehr – und sie haben plötzlich neue Optionen!

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